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Hier folgen einige Texte zur Auseinandersetzung mit der Bibel, der Kirche

und einige persönliche biographische Notizen. 

Schwule Liebe ? - 
Die Liebe von David und Jonathan

 Bibel-Text Benutzte Übersetzung: Einheitsübersetzung, Herder Verlag

( aus 1. Sam. 17, 55 – 18.4; 1.Sam. 20, 27 – 34;( 2. Sam. 1, 17 – 26 )

Als Saul David dem Philister entgegengehen sah, sagte er zu Abner, seinem Heerführer: “Abner, wessen Sohn ist der junge Mann?“ Abner antwortete:
„So wahr du lebst, König, ich weiß es nicht.“ Der König sagte: „Dann erkundige dich, wessen Sohn der Knabe ist.“ Als David zurückkehrte, nachdem er den Philister erschlagen hatte, nahm ihn Abner mit und führte ihn zu Saul. David hatte den Kopf des Philisters noch in der Hand.
Saul fragte ihn: “Wessen Sohn bist du, junger Mann?“ David antwortete:
„Der Sohn deines Knechtes Isai aus Bethlehem.“

Nach dem Gespräch Davids mit Saul schloss Jonathan David in sein Herz.
Und Jonathan liebte David wie sein eigenes Leben.

Saul behielt David von jenem Tag an bei sich und ließ ihn nicht mehr in das Haus seines Vaters zurückkehren.

Jonathan schloss mit David einen Bund, weil er ihn wie sein eigenes Leben liebte. Er zog den Mantel, den er anhatte, aus und gab ihn David, ebenso seine Rüstung, sein Schwert, sein Bogen und seinen Gürtel.

David zog ins Feld, und überall, wohin ihn Saul schickte, hatte er Erfolg...Als aber am zweiten Tag, dem Tag nach dem Neumond, der Platz Davids wieder leer blieb, sagte Saul zu seinem Sohn Jonathan: „Warum ist der Sohn Isais gestern und heute nicht zum Essen gekommen?“Jonathan antwortete Saul: „David hat mich dringend gebeten, nach Bethlehem gehen zu dürfen. Er sagte: Lass mich gehen, denn in der Stadt findet ein Opfer unserer Sippe statt. Mein Bruder selbst hat mich aufgefordert, zu kommen.
Wenn ich dein Wohlwollen gefunden habe, dann möchte ich jetzt gehen und meine Brüder wiedersehen. Deswegen ist David nicht an den Tisch des Königs gekommen.“
Da wurde Saul zornig über Jonathan und sagte: „Du Sohn eines entarteten und aufsässigen Weibes! Ich weiß sehr gut, dass du dich zu deiner eigenen Schande und zur Schande des Schoßes deiner Mutter für den Sohn Isais entschieden hast.
Doch solange der Sohn Isais auf Erden lebt, wirst weder du noch dein Königtum Bestand haben. Schick also sofort jemand hin, und lass ihn holen, denn er ist ein Kind des Todes.“
Jonathan antwortete seinem Vater Saul: „Warum soll er umgebracht werden? Was hat er getan?“
Da schleuderte Saul den Speer gegen ihn, um ihn zu töten. Nun wusste Jonathan, dass sein Vater beschlossen hatte, David umzubringen.
Voll Zorn stand er vom Tisch auf und aß an diesem zweiten Neumondtag nichts; denn er war bekümmert wegen David, weil sein Vater ihn beschimpft hatte.Gedanken dazu:

1.)   Mir gefällt, dass eine solche Liebesgeschichte zwischen Männern überhaupt in der Bibel steht. Ohne jede Wertung erzählt der Schreiber, dass Jonathan David liebt wie sein eigenes Leben. Wenn man diesen Text mit Ausführungen von Paulus in Römer 1, 26 + 27 oder in 1. Korinther 6, 9 vergleicht, kann man sich nur wundern, dass offen und ohne erhobenem Zeigefinger von der Liebe Jonathans zu David erzählt wird.

2.)   Von Sex miteinander ist aber nicht die Rede. Es fehlt auch jeder Hinweis auf solche Bestimmungen wie  in 3. Mose 20, 13: „Schläft einer mit einem Mann wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Greueltat getan, beide werden mit dem Tod bestraft; ihr Blut soll auf sie kommen.“

 3.)   Mir wird nun verständlich, warum Saul David hasst und nach dem Leben trachtet, den er doch noch kurz vorher an seinen Königshof geholt hat: Er erkennt, dass sein Sohn Jonathan sein Herz einem anderen Mann schenkt und ihn „liebt wie sein eigenes Leben“. Das deutet sehr stark darauf hin, dass Jonathan schwul gewesen ist. Sonst wäre er, der Vater, eines solchen starken Gefühls nicht fähig, das in die damaligen Geschichtsbücher einging.

 4.)   Auch heute noch reagieren manche Väter genauso wie Saul damals: Sie sehen im Geliebten ihres Sohnes den Sündenbock: Wenn der „falsche“ Freund ausgeschaltet würde, wäre ja sein Sohn “normal“ geblieben und könnte mit einer Frau Kinder zeugen.

5.)   Ob David zumindest bisexuell gewesen ist, lassen die Texte offen. Jedenfalls hat er doch Gefühle und sagt nachher in einem Trauerlied über Jonathan in 2. Sam. 1, Vers 26: “Weh ist mir um dich, mein Bruder Jonathan. Du warst mir sehr lieb. Wunderbarer war deine Liebe für mich als die Liebe der Frauen.“

 6.)   Mir ist wichtig, dass die Liebe für die Beziehung zweier Männer hier in der Bibel im Mittelpunkt steht. Schon hier verlangt die Liebe nach einem festen Bund und einer symbolischen Handlung: Jonathan macht sich vor David wehrlos und schenkt seinem Freund die ganze Kampfausrüstung der damaligen Zeit. So fing die wunderbare Freundschaft zwischen David und Jonathan an, die leider so tragisch endete.

 


1.    Kor. 6, 9 – 12 / 18 – 20 Bibel in gerechter Sprache

Paulus schreibt:

Oder wißt ihr nicht, dass alle, die ungerecht handeln, die gerechte Welt Gottes nicht erben werden? Täuscht euch nicht! Alle, die mit Sexualität unverantwortlich umgehen, die andere Gottheiten verehren, die in der Ehe oder in gleichgeschlechtlichen Beziehungen das Recht Gottes verletzen; alle, die andere bestehlen oder gierig nach immer mehr Geld und Besitz sind; die im Rausch anderen schaden; die verleumden und ausbeuten, - sie alle werden die Welt Gottes nicht erben.

Einige von euch hatten diese Ungerechtigkeiten begangen. Dennoch seid ihr abgewaschen, dennoch seid ihr geheiligt, dennoch seid ihr gerecht gemacht im Namen unseres Befreiers Jesus, des Messias, und durch die Geistkraft, die von unserem Gott kommt.

Alles steht mir frei -, aber nicht alles fördert. Alles steht mir frei-, aber nichts soll Gewalt über mich haben. Meidet die ungerechten sexuellen Beziehungen…

Oder wißt ihr nicht, dass euer Körper ein Tempel der heiligen Geistkraft ist, die in euch ist und die ihr von Gott erhalten habt?

Ihr gehört nicht euch selbst. Ihr seid für einen hohen Preis erworben worden. Darum: Lobt Gott mit eurem Körper!

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen! Amen.

Liebe Patientinnen und Patienten!

Liebe Zuhörer, liebe Krankenhaus-Gemeinde!

Wenn wir diesen Text im Zusammenhang so hören, kann ich mir folgende Reaktionen vorstellen:

Einer sagt: „Ja, wie gut, dass ich nicht so bin wie hier beschrieben wird! Kein Ehebrecher, kein Dieb, kein Alkoholiker und nicht schwul! Da bin ich doch fein raus, und werde gewiss in die Welt Gottes eingehen!“

Jemand anders könnte fragen: „Hat Jesus nicht am Kreuz dem Verbrecher vergeben und ihm das Paradies verheißen? Und sind wir nicht allzumal Sünder ? Ist Jesus nicht gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten? Wie kann man all diese Sünder verdammen, und die wirklichen Bösewichte auslassen: Die Machthaber  wie in Syrien, die Krieg gegen ihr eigenes Volk führen? Erwachsene, die sich gewaltsam an Kindern vergehen? Menschen, die andere überfallen und ausrauben wegen ein paar Euro?

Und ich tue mich schwer damit, gerade hier im Krankenhaus vom Leib als einem Tempel des heiligen Geistes zu reden. Und sexuelle Probleme haben hier wohl die wenigsten Patienten.

Ich möchte reden darüber,

1)    was dieser Lasterkatalog des Paulus uns heute noch zu sagen hat.

2)    Freiheit und Grenzen eines Christen-Lebens

3)    Wie verbinde ich persönlich Sexualität und Spiritualität?

Zu 1.: Paulus liest den Korinthern die Leviten. Nach einem damaligen Lasterkatalog hält er ihnen einen Spiegel der Dinge vor, die damals offensichtlich nicht in das Bild eines Christen passen konnten. Uns jedoch ist die Welt der Antike fremd und ihre gesellschaftliche Ordnung.

Für Paulus damals waren es innergemeindliche Streitigkeiten, die vor Gericht ausgetragen wurden. Das erregte seinen Zorn, und liest ihnen die Leviten: Denkt doch mal daran, dass ihr Christen seid! Denkt doch mal daran, dass euer Leben eine ganz andere Ausrichtung hat wie das der anderen draußen!

Ich kann diese Art und Weise, wie hier mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird, nicht gut heißen. Ich glaube nicht, dass man so heute noch Menschen von Abwegen zurückholen kann, in dem man sagt: Ihr alle werdet nicht in den Himmel kommen. Da muß man heute schon anders argumentieren. Keiner läßt sich heute mehr von der Kanzel vorschreiben, wie er zu leben hat:

An gebrochene Ehen und Scheidungen haben wir uns gewöhnt, auch bei Pfarrern. In sein Schlafzimmer läßt auch keiner mehr den Papst hineinregieren. Diese Zeiten sind vorbei, die Menschen sind mündig geworden.

Und sowieso gehört es sich nicht, Geschiedene vom Mahl des Herrn auszuschließen, Homosexualität als grobe Verfehlung vor dem Gottesgesetz zu brandmarken und Alkoholsüchtige als offensichtliche  Sünder zu bezeichnen.

Warum?

Sich scheiden zu lassen ist oft das Ende eines hoffnungsvoll begonnenen Weges. Vertrauen ist zerbrochen, Ehe-Beratung vielleicht gescheitert. Und es ist keine Sünde, eine neue Ehe einzugehen. Vielmehr sollte sich die Umgebung freuen, dass Sie oder Er noch einen neuen Partner gefunden hat.

Homosexualität ist nicht frei wählbar oder abstellbar, keine Frage von Wollen, sondern eine Veranlagung und eine Begabung. Und solche Menschen dürfen heute bei uns weder von Staat noch Kirche diskriminiert werden.

Wir reden heute nicht mehr von Säufern, sondern von Alkohol-Kranken. Wenn ein Mensch die Kontrolle verliert, hat das tieferliegende Gründe. Schuld oder Nicht-Schuld ist ein untaugliches Kriterium. Hilfreich ist es, Schwierigkeiten auszusprechen und Therapieangebote zu nutzen. Überhaupt passen Ausgrenzungen jeglicher Art für mich nicht in das Bild einer christlichen Gemeinde. Denn wir entscheiden nicht, wer ins Reich Gottes kommt. Wir neigen vielmehr dazu, den Splitter im Auge des Bruders eher wahrzunehmen wie den Balken im eigenen Auge.

Und wir wissen doch selbst, was Anfechtung ist: Wir tun (oder lassen) etwas, und wissen zutiefst, dass die Entscheidung nicht richtig ist.

Wir entkommen nicht der Versuchung, den Wert unseres Lebens an dem zu messen, was wir uns finanziell leisten können oder was wir an Besitz zusammengebracht haben. Das eigene Haus ist noch immer ein Statussymbol!  Aber wann haben wir genug?

Und ich glaube, jeder von uns hat seinen ganz eigenen Laster- Katalog, den er an andere anlegt und der gelegentlich überprüft werden sollte!


2.Freiheit und Grenzen eines Christenlebens

„Ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht gemacht durch Jesus und durch den Geist von Gott, der uns immer wieder Mut macht, auch zu unseren Fehlern zu stehen.“

Das ist die Freiheit eines Christen: Wir dürfen immer wieder neu mit Gott anfangen.

In Korinth war es allgemeine Meinung: „Mir ist alles erlaubt, ich kann machen, was ich will! Mein Körper gehört nur mir allein!“

Dagegen zieht Paulus zu Felde und sagt, daß beim Anderen meine Freiheit aufhört.

Bei uns besteht heute die Gefahr, die eigene Autonomie zu übertreiben, nach demselben Motto: Nur ich selbst bestimme über mein Leben, und ich brauche auf niemand Rücksicht zu nehmen.

Paulus hat die berechtigte Sorge, dass das, was Lust verschafft, in eine ungute Abhängigkeit führt, in eine Unfreiheit.

Nicht wenige Menschen schlagen sich heute mit vielfältigen Süchten herum. Gott will, dass wir Menschen unsere Begabungen entfalten und für andere da sein können, in Freiheit.Geist und Körper: Bausteine für eine Versöhnung von Spiritualität und Sexualität:

Paulus schreibt: „Meidet die ungerechten sexuellen Beziehungen.“  Das sind alle Formen sexueller Praxis, wo Menschen einseitig sich auf Kosten anderer ihre Lustbefriedigung suchen: Sex gegen Geld, ausgebeutete Sexualität wegen wirtschaftlicher Not, Menschenhandel. Wo Sexualität dem Geschäftsinteresse zu dienen hat wie z. B. in der Werbung: Gottes gute Gabe wird ins Gegenteil verkehrt, indem sie vermarktet wird.

Vielmehr gilt: Unser Körper, das sind wir! Wir sind nicht außerhalb unseres Körpers, er ist nicht nur Hülle. Er ist von Gott geadelt, auch wenn er von Krankheit gezeichnet ist. Unsere Sexualität, gleich welcher Ausrichtung: Hetero- oder Homosexualität, ist uns von Gott als gute Gabe anvertraut, damit wir lebendig sind und uns freuen können, dass wir auf der Welt sind, – und die anderen auch, unsere Partnerinnen und Partner!

Im Glauben wie in der gelebten Sexualität geht es darum, eigene Gefühle wahrzunehmen und auch auszusprechen. Erfahrungen zu machen und daran zu reifen. Werden Spiritualität und Sexualität als unvereinbar angesehen und erlebt, entsteht seelischer Schaden.

Leider haben weder Jesus noch Paulus uns gezeigt, wie dies zusammen gelebt werden kann. Daher muss wohl jeder selbst seine Erfahrungen machen: Jeder hat die Aufgabe, sein Leben und Glauben so zu gestalten, dass er fröhlich leben kann und keinem Schaden zufügt. Die Vollkommenheit werden wir nicht erlangen, aber es lohnt sich, dem Gewissen zu folgen und der Aussage: mein Köper ist ein schöner! Tempel des Heiligen Geistes – so wie er gerade ist. Ich werde sorgen, dass es ihm gut geht, und das rechte Maß für alles suchen. Amen.

 Volker Manderla, 17.9.2012

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